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St. Valentin Otzenhausen

St. Valentin Otzenhausen

Die alten Pfarreien unserer Hochwaldregion wie Hermeskeil, Wadrill, Nonnweiler, Kastel, Primstal, Nohfelden, Neunkirchen, Wolfersweiler und Sötern waren über Jahrhunderte zugleich religiöser Mittelpunkt der umliegenden Ortschaften, die keine eigene Pfarrei bildeten. Die meisten dieser Orte wurden erst im 20.Jahrhundert zu selbstständigen Pfarrgemeinden erhoben. Eine Ausnahme bildete Otzenhausen, das 1803 durch die französische Neuordnung der Pfarreien und Hilfspfarreien nach dem Konkordat von 1801 zwischen Napoleon und Pius VII mit 268 Dörfern des Bistums Trier zur Sucursal- (Hilfs-)pfarrei erhoben wurde. Mit dieser Stelle war ein jährliches Staatsgehalt von 500 Franc verbunden.

Damit beendete die französische Verwaltung den langen Streit zwischen den Katholiken des Hochgerichts Eberswald und der Pfarrei Nonnweiler (s. Otzenhausener Hefte zur Heimatgeschichte 12/84: R. Schuler: Trennung des Eberswaldes von der Pfarrei Nonnweiler).

Als 1803 der erste Pastor nach Otzenhausen kam, war eine Kapelle von 11 m Länge und 7,85 m Breite vorhanden, die 1772 an der Stelle einer baufälligen Vorgängerkapelle erbaut worden war. Da die Pastöre keine ausreichende Versorgung besaßen, blieb die Pfarrstelle von 1818 bis 1846 vakant. Die Katholiken von Sötern und Schwarzenbach waren dem oldenburgischen Neunkirchen/Nahe zugewiesen worden, die Otzenhausener gingen wieder nach Nonnweiler, erreichten aber 1845/46 einen Wechsel zu Kastel.

Nach der Wiederbesetzung der Pfarrstelle Otzenhausen 1846 beschlossen die Gemeinde Otzenhausen und die Katholiken von Schwarzenbach die Erweiterung der Kirche, die 1850 zur Ausführung kam. Die viel zu kleine Kapelle ließ man stehen, brach die nördliche Stirnseite heraus und integrierte sie in das nördliche Kirchenschiff. Die Hallenkirche mit vorgesetzter Chorapsis wurde durch Bischof Arnoldi am 11.09.1851 konsekriert und den Heiligen Valentin und Cyriakus geweiht. Der hl. Valentin galt als Schutzheiliger gegen Viehseuchen, Missernten und Epilepsie; die Kirche wurde deshalb bis 1910 ein Wallfahrtsort.

Das Provisorium mit der alten Kapelle wurde 1864 beseitigt, indem der südliche Teil dem neuen Kirchenschiff angepasst, mit einer Empore ausgestattet und der Kirchturm neu erbaut wurde. Die Turmspitze hatte die gleiche Form wie die Hermeskeiler Kirche, wurde nach zwei Blitzeinschlägen aber zur abgestumpften Form reduziert, die das heutige Charakteristikum der Kirche bildet.

Erhebung zur selbstständigen Kirchengemeinde

Die kirchliche Ehe mit den Katholiken von Schwarzenbach dauerte bis 1927, als Sötern mit Schwarzenbach zur Pfarrvikarie erhoben wurde.

Das Mauerwerk war aus Sandsteinen aus der "Steinkaul" gebaut worden, die viel Verputz abstoßendes Phosphat enthalten. Da außerdem keine Isolation gegen die Erdfeuchtigkeit eingebracht worden war, hatten die nachfolgenden Generationen enorme Schwierigkeiten, die Kirche innen und außen in ordentlichem Zustand zu erhalten.

Mit der Erhebung zur selbstständigen Kirchengemeinde war auch ein eigener Friedhof erforderlich geworden, der westlich der Kirche bis zum heutigen Pfarrheim angelegt wurde (1799). Bereits 1833 verfügte die preußische Regierung die Einstellung der Belegung wegen der Gefahr der Trinkwasserverseuchung. Seither befindet sich der Friedhof an der Straße nach Nonnweiler.

Die anfänglich recht dürftige Ausstattung des Kircheninneren ist in den folgenden Jahrzehnten durch kontinuierliche Anschaffungen bereichert worden. Zur Erstausstattung gehörten der Barockaltar aus der Abtei Tholey und die neugotischen Seitenaltäre. Die Kanzel mit dem Kronenbaldachin wurde von Weiskirchen erstanden. Mit dem Bau des Turmes 1864 wurden selbstredend auch 3 Glocken beschafft, die während des 1. Weltkrieges eingeschmolzen wurden. Die 1927 geweihte 2. Genration erlitt durch den 2. Weltkrieg das selbe Schicksal. Das Geläut der 3. Genration lässt seit 1954 seinen friedlichen Klang ertönen. Ein erstes Harmonium bereicherte den Gottesdienst seit 1898, das 1914 einer gebrauchten Pfeifenorgel der Firma Behles, München, weichen musste. Diese Blasbalgorgel wurde 1959 im Zuge einer Totalrestaurierung durch ein elektronisches Gerät ersetzt. Das Instrument war allerdings mit den Kinderkrankheiten jener Spezies behaftet, entsprach nicht mehr den klangverwöhnten Ansprüchen der Zeitgenossen und musste 1976 einer erneuten Pfeifenorgel Platz machen.

Es hatte 40 Jahr gedauert, bis die ersten Buntglasfenster erstanden werden konnten, die im reichen Dekor ein Medallion mit je einem Heiligen trugen. Sie wurden im 2. Weltkrieg stark beschädigt und 1953 durch moderne ersetzt. Nur die beiden Fenster, die das große Missionskreuz flankieren, Geburt und Tod Christi, sind heute noch erhalten. Die in Violett Modifikation gehaltene Symbolik der "modernen" Fenster entsprach nicht den Vorstellungen der Kirchenbesucher. Starke Schäden und Risse veranlassten dann 1991 den Erwerb der heutigen Ausstattung.

Die ursprünglich offene Verbindung zwischen Altarraum und Kirchenschiff wurde 1902 durch einen, den Himmel symbolisierenden, Rundbogen getrennt und der Altarraum höher gelegt. Die erste Sakristei ist 1879 angebaut worden. Sie war von Anfang an zu klein und feucht; eine Neuplanung konnte aber erst 1974 verwirklicht werden. Die reich ornamentierte Kommunionbank konnte 1908 eingebaut werden. Eine wunderschöne Pieta schmückte seit 1914 die Mitte der Frauenseite, die 1922 zum Kriegerdenkmal erweitert wurde. Seit der Renovierung unter Pastor Begon (1970-1977) schmückt die Pieta den Eingang im Glockenturm. Der Skulpturenschmuck der Wandflächen zwischen den Fensterreihen unterlag einem häufigen Wechsel. 10 Statuen wurden insgesamt erstanden. [...]

Daneben verlangten auch praktische Einrichtungen ihren Tribut. So wurde 1913 die erste Koksheizung eingebaut, der 1954 eine elektrische Beheizung der Bänke folgte, die ihrerseits 1974 einer Ölheizung weichen musste. Der Mittelgang im Mittelschiff war ursprünglich mit Schifferplatten aus der "Plattenkaul" in der "Alten Hohl" belegt. Sie wurden 1903 durch Keramikplatten der Firma V&B ersetzt, die wiederum ihrerseits einem wärmeren Holzfußboden weichen mussten. Der Kreuzweg war eine frühe Anschaffung von 1888; Pastor Klein ließ in den 50er Jahren die etwas üppigen Bildrahmen entfernen.

Der kurze Überblick über die 150jährige Kirchengeschichte zeigt, wie viel Opfer die Gemeinde bzw. die Kirchenbesucher aufzubringen bereit waren um ihr Gotteshaus in würdigem Zustand zu erhalten. [...]

Quellen: Pfarrarchiv St. Valentin Otzenhausen


Alois Drocur, Chronik der Pfarrgemeinde Otzenhausen